Jesus und der Zöllner Zachäus

Jesus und der Zöllner Zachaeus

Zu Lukas 19
KINDERKIRCHENLIEDER Seite 162
Illustration: Marion Goedelt

Den Bibeltext zum Bildmotiv finden Sie hier in unterschiedlichen Übersetzungen:
Luther 2017 / Einheitsübersetzung / Gute Nachricht

Eine Handreichung mit Bildimpulsen und die Bilddateien zum Beamen und Drucken finden sich im Shop des Gottesdienst-Instituts.

Eine Bibelerzählung zum Vorlesen:

Zachäus stand breitbeinig auf dem Ast und strahlte: Na, wer hat nun den besten Platz? Wer behält den Überblick? Wer hat alles im Griff? Zachäus schaute hinunter zu den anderen. Dicht gedrängt standen sie am Straßenrand.  Vor gut einer Stunde war bekannt geworden, dass Jesus unterwegs war nach Jericho. Seitdem war alles auf den Beinen.

Zachäus hatte wie immer am Stadttor gesessen. Er war der Zöllner. Wer in die Stadt wollte, musste bei ihm vorbeigehen. Zachäus sah sich an, was die Leute auf dem Weg zum Markt an Wertvollem dabei hatten. Er durfte dann bestimmen, wieviel Steuern die einzelnen Händler zahlen mussten. Die Menschen ärgerten sich über den Zoll. Weil sie weniger Gewinn machen konnten auf dem Markt. Und weil das Geld an die Römer ging. Manche schimpften auch über Zachäus: Eine Schande ist das – für die arbeiten, die uns das Leben schwer machen! Und habt ihr sein Haus gesehen? Alles vom Feinsten! Bestimmt steckt sich Zachäus Geld in die eigene Tasche.

Zachäus war es längst gewohnt, dass sie so redeten und über ihn den Kopf schüttelten. Er hörte nicht mehr hin. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Besonders gern zählte er das Geld: In jedes Leinensäckchen mussten 25 silberne Münzen hinein. Und wenn drei Säcken gefüllt waren, konnte er eines davon mit nach Hause nehmen. Das legt er dann in seine geheime Schatztruhe unter dem Tisch. Und freute sich, dass er es so gut hatte.

Doch nun stand er auf dem Baum. Und irgendwie wunderte er sich: Einmal ist mir heiß, dann wieder kalt. Meine Hände sind ganz feucht… Zachäus schüttelte den Kopf und sagte zu sich selbst: Ich glaub du wirst langsam alt. Bist aufgeregt, bloß weil so ein Wander-Prediger daher kommt? Gehst doch sonst auch nicht oft zum Tempel! Und jetzt bist du sogar auf den Baum geklettert, weil die anderen vor dir standen. Du hast alles am Zoll liegen und stehen lassen – nur damit du sehen kannst, was das für einer ist, der Jesus?

Laute Stimmen rissen Zachäus aus seinen Gedanken: Er kommt! Seht ihr? Da ist Jesus, unser Heiland! Und neben ihm – das gibt es doch nicht! Da geht Bartimäus. Ja genau! Der, der blind war. Es scheint, er kann wieder sehen. Halleluja! Gelobt sei Gott!

Die Männer, auf die alle gewartet hatten, waren nun ganz nah. Nur noch ein paar Schritte entfernt. Da blieb einer von ihnen stehen. Er hob den Kopf und sah hin zu dem großen Baum. Hin zu Zachäus. Sah ihm direkt in die Augen. Er sprach zu Zachäus als wären sie längst Freunde: Zachäus komm schnell runter von diesem Baum. Und dann lass uns zu deinem Haus gehen. Ich muss heute bei dir zu Gast sein.

Zachäus hielt sich mit beiden Händen fest – mit der linken am Baumstamm, mit der rechten am Ast. Er stand einfach ganz still da. Zachäus brauchte einen Moment zum Überlegen: Hab ich richtig gehört? Zu meinem Haus gehen? Und er kommt mit rein zu mir? – Dann, nach einer halben Ewigkeit, kam Bewegung in seinen Körper. Er nickte mit dem Kopf, einmal, zweimal, immer wieder. Ja gut…, ähm nun ja… – klar, ich komm ja schon…, bin gleich da… Zachäus murmelte vor sich hin, während er vom Baum hinunterkletterte. Dann stand er vor Jesus. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Deshalb lächelte er nur und zeigte die Richtung an, in der sein Haus lag. Dann gingen sie los. Zachäus vorneweg und die anderen hinterher.

Zachäus stolzierte nicht einher, wie er es sonst gewohnt war. Er rief auch nicht: He – Platz da für den Beauftragten des römischen Konsuls. Er achtete gar nicht auf die Menschen, ob sie ihn sahen. Er bemerkte auch nicht die erstaunten Gesichter, weil Zachäus, (ausgerechnet Zachäus!), mit Jesus zusammen unterwegs war. Zachäus vergaß alles um sich herum: Die Säckchen mit den Münzen ließ er am Zoll liegen. Er dachte nicht mal dran, dass er nun endlich mal jemandem zeigen konnte, wie edel das Holz seiner Möbel war.

Mit seinem Kopf war er ganz woanders. Fieberhaft überlegte er, was er den Gästen alles Gutes tun könnte: Zuerst brauch ich den großen Krug. Dann schnell zum Brunnen.. Bestimmt freuen sich die Männer über ein kühles Bad für ihre staubigen Füße. Dazu biete ich ihnen gleich die saftigen Datteln an… Und dann räum ich die schwere Truhe nach draußen. Ich muss ja Platz am Tisch für alle schaffen.

Es wurde ein langer Abend. Alle wurden satt und konnten sich von dem anstrengenden Tag erholen. Zachäus lief hin und her und kümmerte sich um alles. Und er hörte gut zu. Jedes Wort von Jesus prägte er sich ein. Bis sein Herz sich ganz und gar voll anfühlte. Mit einem mal fiel sein Blick auf die Truhe mit den Münzen. Zachäus dachte: Was hab ich mich immer gefreut, wenn ich wieder neue Münzen nachhause bringen konnte. Wie oft hab ich den Abend damit verbracht, mein ganzes Geld zu zählen. Und ich hab mir ausgemalt, was ich alles kaufen werde. Aber…. ich glaube, ich habe eine bessere Idee. Zachäus öffnete die Truhe und holte so viele Säckchen raus, wie er auf einmal tragen konnte. Wortlos stapelte er die Säckchen auf dem Tisch, bis die halbe Truhe leer war. Leise sagte er: Ich bin so froh, dass ihr bei mir seid. Ich fühle mich so wie noch nie. Dass du mich gesehen hast, Jesus, dort auf dem Baum… das war mein Glück. Und zu den Jüngern sagte er: Helft ihr mir? Es gibt Menschen, die brauchen das nötiger als ich. Die Hälfte von allem, was ich habe, will ich denen geben, die ganz wenig haben. Und dann weiß ich noch von ein paar Leuten, denen ich zu viel Geld abgenommen hatte. Denen gebe ich alles zurück und noch mehr.

Jesus nickte Zachäus zu. Wie schön! Du bist genau auf dem richtigen Weg, einen anderen Schatz haben. Einen richtigen Schatz im Himmel… Schalom, mein Freund! Friede sei mit dir!

© Valerie Ebert-Schewe, Gottesdienst-Institut der ELKB