Jesus stillt den Sturm

Jesus stillt den Sturm

Zu Matthäus 8, Markus 4, Lukas 8
KINDERKIRCHENLIEDER Seite 394
Illustration: Marion Goedelt

Einen Bibeltext (Markus 4) zum Bildmotiv finden Sie hier in unterschiedlichen Übersetzungen:
Luther 2017 / Einheitsübersetzung / Gute Nachricht

Eine Handreichung mit Bildimpulsen und die Bilddateien zum Beamen und Drucken finden sich im Shop des Gottesdienst-Instituts.

Eine Bibelerzählung zum Vorlesen:

Bei Sonnenschein waren sie losgefahren, doch bald wurde der Himmel dunkler – erst grau, dann schwarz. Blitze zuckten aus den Wolken. Stärker und stärker frischte der Wind auf. Er heulte und blies den Männern ins Gesicht. Die Männer im Boot waren Wellen und Wasser gewohnt. Sie hatten ihr ganzes Leben am See verbracht und viele hatten als Fischer gearbeitet. Sie stellten sich breitbeinig hin, als das Boot durch die Wellen auf und ab und hin und her geworfen wurde. Mit unbewegten Gesichtern hielten sie sich an der Reling fest und blickten den Wellen entgegen. Höher und höher türmten die sich auf. Der Wind ließ die Segel flattern. Würden sie halten oder abreißen? Schon schwappte die erste Welle ins Boot. Und bald standen die Männer bis zu den Knöcheln im Wasser.

„Was ist nur mit dem Wind los?“, fragte sich Petrus. „Noch am Nachmittag war keine einzige Wolke am Himmel. Ich hab nichts bemerkt. Keine Ahnung, wie es gekommen ist, dass sich dieser Sturm zusammenbraut.“

Angestrengt schaute Petrus in alle Richtungen. Aber nirgendwo war etwas vom Ufer zu sehen. Andreas klammerte sich an den Mast. Die beiden Männer wechselten einen Blick. Der schien zu sagen: „Das ist nicht gut. Gar nicht gut!  Diese Wellen…! Die sehen so aus, als wollten sie uns auf keinen Fall ans andere Ufer lassen.“

Plötzlich erinnerte sich Simon Petrus an früher. An die Zeit, als er noch klein war. „Die großen Jungs im Dorf hatten sich einen Scherz erlaubt und den Weg nach Hause versperrt. Sie standen da wie eine hohe Mauer, Schulter an Schulter. Groß und breitbeinig. Sie sahen unüberwindbar aus. Sie grinsten frech und spotteten: Hier kommst du nicht durch, Kleiner. Keine Chance! Und er, Simon, traute sich einfach nicht mehr weiter. Stand nur hilflos da – mit einem dicken Kloß im Hals. Und sein Herz klopfte wie wild. Aber dann ist Daniel um die Ecke gekommen. Ein hoch gewachsener Junge, der ein paar Häuser weiter gewohnt hat. Er war riesig für einen Zehnjährigen. Er stellte sich nur hin und zeigte seine Muskeln. Für die Jungs war das das Signal: Sofort aufhören. „Ist ja gut. Ist ja alles ok!“, haben sie gesagt. Dann sind sie in einer der Gassen verschwunden.

Petrus holte tief Luft und richtete sich auf. Trotzig rief den Wellen zu: „He! Habt ihr euch zusammengetan – gegen uns? Wollt ihr unser Boot vernichten? – Sofort aufhören!“ Aber niemand verstand ein Wort – so laut heulte der Wind. Und immer weiter wurde das Boot mitsamt den Mitfahrenden hin und her geworfen.

Dann stand plötzlich Jesus da. Neben Petrus. Mitten zwischen den Männern. Zuerst war er hinten gewesen im Boot und hatte geschlafen. So erschöpft war Jesus nach dem langen Tag. Hatte ihn jemand geweckt? Jetzt stand Jesus aufrecht. Hellwach. Voller Energie. Einfach in der Mitte. Er hob seine Faust. Entschlossen blickte er dem Wind entgegen: Sofort aufhören!

Und im nächsten Augenblick war es still. Der Wind war weg. Einfach weg, Der See lag ohne eine Wellenbewegung vor ihnen. Es war auch nicht mehr dunkel. Die letzten Wolken spiegelten sich auf der glatten Wasserfläche.

Die Männer standen im Boot. Noch immer breitbeinig und eine Hand an der Reling. Nass waren sie von Kopf bis Fuß. Und ihre Herzen klopften. Ihnen war noch so, als würde sich das Boot auf den Wellen bewegen. Deshalb schwankten sie leicht hin und her. Niemand sagte ein Wort.

Sofort aufhören! – das hallte noch nach in Petrus´ Ohren. Hatte das Jesus gesagt? Und Sturm und Wellen hörten auf ihn?… War der wirklich so stark? So mächtig? …

Und jetzt war er hier, mit im Boot. Bei uns! Hier bei uns!“

Staunend blickte Petrus zu Jesus herüber. Er dachte: Ich glaub, wir sollten mehr Vertrauen haben! Und alle anderen dachten das auch.

© Valerie Ebert-Schewe, Gottesdienst-Institut der ELKB